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Die neue L 1189

Das Regierungspräsidium begründet die Notwendigkeit des Neubaus der L 1189 als Ortsumfahrung auf der Markung der Gemeinde Magstadt mit drei Feststellungen, die mit dem Bau der S 60, der innerörtlichen Verkehrsentlastung und der regionalen Bedeutung der L 1189 zusammenhängen. Die dritte davon soll hier näher betrachtet werden. Sie lautet auf S. 6 – 7 des Erläuterungsberichts des RP: „Die regionale Bedeutung der L 1189 ergibt sich aus ihrer Funktion als kürzeste Verbindung des nördlichen Schwarzwalds um die Kreisstadt Calw zur Landeshauptstadt.“ Nach Metern gemessen könnte das zutreffen, der tatsächliche Regionalverkehr Stuttgart-Calw spielt sich auf der B 295 ab, die gut ausgebaut ist und an den Siedlungen vorbeiführt. Von Westen her kommend findet der Verkehrsteilnehmer kurz vor Althengstett den Hinweis auf die Richtung Stuttgart nur an der B 295. An der L 1189 fehlt der Hinweis auf Stuttgart, hier wird nur auf die Richtung Böblingen hingewiesen. Diese Hinweise sind vernünftig, denn die L 1189 verläuft durch die Ortschaften Ostelsheim und Schafhausen und quert das Würmtal mit starken Steigungen.

Der Neubau der Südtangente beginnt an der Straße zwischen Schafhausen und Magstadt an einer Stelle, auf die Zu- und Abfahrt zum Natursteinwerk Nordschwarzwald (NSN) längst ausgerichtet sind. Der Steinbruch NSN belastet die Gemeinde Magstadt mit wachsendem Verkehr auf erhebliche Weise. Der weitaus größte Teil der Steinbruch LKWs nimmt den Weg nach in Richtung Stuttgart und fährt mit weit mehr als 500 Fuhren mitten durch den Ort. Das hatte der Gemeinderat vor Augen, als er die Zustimmung zum Antrag des Betriebs NSN auf Erweiterung mit Auflagen verband:

bis zur Inbetriebnahme der B 464 erfolgt
- der Zu- und Abfahrtsverkehr von und nach Sindelfingen über das Rheinsträßchen;
- der Zu- und Abfahrtsverkehr in Richtung Norden (Stuttgart) bis zur Beseitigung des Bahnübergangs „Ihinger Straße“ über die K 1006 /
K 1007 / B 295. Dies ist vom Landratsamt Böblingen verkehrsrechtlich anzuordnen;
- der Zu- und Abfahrtsverkehr in Richtung Norden (Stuttgart) nach der Beseitigung des Bahnübergangs „Ihinger Straße“ über die K 1006 /
B 295; (Gemeinderatsbeschluss vom 3. Januar 2002).


Die Genehmigung der Abbauerweiterung für den Steinbruch NSN folgte vom Umweltamt des Landratsamtes Böblingen am 19. April 2001. Sie übernimmt die Auflagen zum Verkehr mit zwei Änderungen:

erstens: die Richtungsangabe nach Norden (Stuttgart) fehlt und ist durch „nach Westen“ ersetzt, die Route über die K 1006 und K 1007 bleibt

zweitens: der Steinbruch soll durch Anlegen geeigneter Aus- und Einfahrten

das Fahren auf der Route nach Westen möglich machen ( Genehmigung vom 19. April 2001 )

Auf der Grundlage dieser Genehmigung wäre es möglich gewesen, den heute durch den Ort Magstadt fließenden Steinbruchverkehr vom Ort fernzuhalten. Aber die Genehmigung erwähnt die Fahrt auf die B 295 nur in einer Auflage, die nach der Beseitigung des Bahnübergangs für die Zu- und Abfahrten gelten soll und die eine Straße B 464 neu-Nord zur Voraussetzung hat. In der Begründung wiederholt die Genehmigung:

Durch die in die Genehmigung aufgenommenen Auflagen und Bedingungen wird sichergestellt, dass schädliche Umwelteinwirkungen und sonstige Gefahren, erhebliche Nachteile und Belästigungen für die Allgemeinheit und die Nachbarschaft nicht hervorgerufen werden.

Da Landrat Bernhard Maier in Magstadt die Beseitigung des Bahnübergangs bis spätestens 2003 versprochen hatte, schien die Entlastung vom Steinbruchschwerlastverkehr bald einzutreten. Allerdings enthielten Antrag und Genehmigung der Abbauerweiterung den Hinweis darauf, dass die Rekultivierung zu aktualisieren sei. Im Gemeinderat wurde der entsprechende Antrag nach dem Amtsantritt des neuen Magstadter Bürgermeisters Dr. Hans-Ulrich Merz im April 2002 behandelt. Am 3. Juni 2002 folgte die Genehmigung des Umweltsamt des Landratsamtes. Obwohl die Begründung von Antrag und Genehmigung nur naturschutzrechtliche Sachverhalte nennt, enthält die Auflage 4.1 eine Bestimmung zum Verkehr: Mit Inbetriebnahme der B 464 ist der gesamte Verkehr über die B 464 zu leiten und die Zufahrt über die K 1006 zu schließen.

Auf das, was bis dahin geschehen soll, gibt es keinen Hinweis, es ist also anzunehmen, dass in dieser Frage die bisherigen Auflagen als ausreichend angesehen wurden. Nur ist seither, seit 2001, der Amtszeit Bürgermeister Benzingers, und seit 2002, der von Dr. Merz, keine dieser Bedingungen erfüllt worden. Der Steinbruch hat die alten Ein- und Ausfahrten behalten. Von diesen aus wäre der Weg nach Westen aber möglich. Landrat Maier stellte – in einem Zeitungsartikel der Sindelfinger Zeitung vom 5. April 2007 – fest, die K 1006 sei für den Steinbruchverkehr nicht geeignet. Man hat seit Jahrzehnten das Rheinsträßchen, einen Feldweg, mit Ausweichbuchten so angelegt, dass der Steinbruchverkehr darauf rollen kann. Eine solche Ertüchtigung wäre mit der K 1006 seit 2001 gut möglich gewesen. Aber auch heute schon fahren LKWs, die nach Weil der Stadt wollen, auf der K 1006 und B 295. Im April 2007 wiederholte der Landrat auch erneut seine Absicht, den Bahnübergang zu beseitigen. Im Mai 2005 hatte er um zwei Jahre Geduld gebeten und dem Gemeinderat versprochen, er werde noch vor der Abgabe seines Amtes auf der B 464 mit dem Auto fahren. Die ständigen Verzögerungen beim Bau der B 464 lösen das Problem freilich nicht, aber auch die fertige B 464 ist keine Antwort auf die Frage, wie der Steinbruchverkehr nach Stuttgart fließen soll. Genau dieser Verkehr wird in diesen Tagen höchst aktuell, weil das Projekt Stuttgart 21 beschlossen ist. Seine Realisierung wirft nun ein Licht auf den notwendigen Neubau der L 1189 als Ortsumfahrung von Magstadt.

Für das Werk NSN ist die neue L 1189 tatsächlich die kürzeste Verbindung in die Landeshauptstadt. In regionaler Hinsicht bleibt sie neben der B 295 zweitrangig, für den zu erwartenden Hochbetrieb im Steinbruch ist sie dagegen eine glänzende Neuerung. Der neue Bürgermeister Dr. Merz hat 2002 mit seinem Amtsantritt diese Umfahrung in sein Verkehrskonzept aufgenommen, weil sie den Ortskern und die Alte Stuttgarter Straße entlaste. Die Belastungen an den Ortsrändern in den bestehenden Siedlungslagen übersieht er. In seiner Amtszeit ist von seiner Seite aus keine der „Auflagen und Bedingungen“ mit Nachdruck verfolgt worden. Was bis zur Fertigstellung der B 464 zur Entlastung der Anwohner in Magstadt zu geschehen hat und was durch das Ausweichen vor den Auflagen schon an Nachteilen und Belastungen entstanden ist und noch weiter zunehmen wird, ist der Verwaltung keine Mühe wert.

Durch den Steinbruchverkehr ist in sechs Jahren vielen Bürgern im Ort durch die enormen Belästigungen hoher Schaden entstanden, durch die neue Umfahrung entstehen dem gesamten Ort Wertminderungen, so dass man feststellen muss:

Die Magstadter mit ihren Einbußen in den letzten sechs und weiteren Jahren und das Land mit dem Neubau der L 1189 bezahlen gemeinsam dafür, dass das Natursteinwerk Nordschwarzwald

das Projekt Stuttgart 21 (und andere Vorhaben) möglichst günstig bedienen kann. Der Neubau der L 1189 ist eine Straße für den Betrieb NSN. Für die gesamte Landesstraße bis nach Calw entsteht durch sie nirgends eine Verbesserung. Auf regionaler Ebene ist der Neubau der L 1189 kein Gewinn.

2. Februar 2008