Startseite
Themen-Index

Schotter für Stuttgart 21

Wer reich ist, hat nach heutigem Sprachgebrauch „viel Schotter“.

Schotter braucht man zum Bauen. Er wird aus dem Muschelkalk gebrochen, und dieser steht von Rottenburg bis nach Mühlacker bei uns an. Nirgends aber findet er sich so nahe bei der Landeshauptstadt wie in Magstadt. Darum verquicken sich hier die Dinge: Stein wird zu Schotter und Zeit ist Geld!

Der Renninger Bürgermeister Bernhard Maier, kein Dummer, hat darum 1998 seinen Breitlaubwald ins Gespräch gebracht, als der Gesteinsabbau auf Magstadter Markung erschöpft war. Hatte man in Magstadt an das Ende des Abbaus die Erwartung geknüpft, endlich von Staub und Verkehr erlöst zu sein, so sah man sich nun arg getäuscht. Im Gemeinderat mußte Gemeinderat Franko bekennen: „Wir sind geleimt worden.“ Denn der Abbau ging nun im Bereich der Renninger Markung weiter, und auf der Magstadter Markung entstand im Steinbruch das Schotterwerk NSN, eine moderne Anlage. Kostenpunkt: 10 Millionen Euro.

Wie finanziert man eine solche Anlage, wenn aus Mangel an Geld Straßen- und Eisenbahnbau und auch Stuttgart 21 nur schleppend vorankommen? Unternehmer haben Phantasie. Der Landrat, als früherer Renninger Bürgermeister zuständig fürs Breitlaub und damit zum Mitschöpfer des neuen Steinbruchbetriebs geworden, springt ein. Er gibt die Deponie an die Firma NSN ab. Für sie, den Betrieb NSN, erhöht der neue Bürgermeister in Magstadt, im April 2002 gerade erst im Amt, das Deponievolumen mit Hilfe eines neuen Rekultivierungsplans. Das war eine echte Finanzspritze für die NSN. Die Deponie finanziert das Schotterwerk.

Was sind die Folgen für Magstadt?
Ohne Rücksicht auf die Vorgaben des Regionalverbandes wird eine Sperrmauer auf den Deponieberg draufgesattelt, der entstehende „Aussichtsberg“ noch einmal um 13 Meter erhöht. Das ist klimatisch äußerst bedenklich. Zu den Vorgaben des Regionalverbandes gehörte auch die Empfehlung, die Ortsdurchfahrt zu entlasten und deshalb mit den zu Verhandlungen bereiten Betreibern des Steinbruchs zu reden. Bürgermeister Dr. Merz vergisst das. Den Gemeinderäten erklärt er, Mehrkosten durch Umwege könnten den Muldenkippern und Hängerfahrzeugen, dem Schlimmsten, was auf unseren Straßen unterwegs ist, nicht zugemutet werden. Er stellt sich voll hinter das Verkehrskonzept, das sich Landrat Maier für Magstadt ausgedacht hatte. Statt der Hauptbelastung, den Steinbruch-LKWs entgegenzutreten, beschwört er eine Gesundheitshysterie gegen alle Kraftfahrzeuge herauf und will als erstes überhaupt alle aus dem Ort verbannen.

Dabei hat der Gemeinderat die Südtangente bereits beschlossen. Diese Steinbruchstraße, angeblich von einem Eisenbahningenieur im Zusammenhang mit der S-60 Planung für den Landrat lang vor dem Jahr 2000 erfunden, soll jetzt Magstadt entlasten. Vor dem Amtsantritt des Dr. Merz galt als Hauptentlastung die ortsnahe B 464, mit welcher der Geschäftsführer des Steinbruchs die Magstadter vertröstete.

Die „Totalbefreiung“ vom Verkehr durch eine Osttangente samt damit unsinnig verkoppelter Schließung der Hölzertalstraße wird die weit vorausblickenden Ingenieure und Anwälte der Firma NSN nicht weiter beschäftigen. Indes wurden sie im Gemeinderat schon wieder vorstellig damit, das Abbaugebiet des Steinbruchs wieder auf die Magstadter Markung auszudehnen. Sie brauchen sich im Breitlaub, wo der Abbau für Jahrzehnte ausreicht, nicht von Renningen die Preise machen zu lassen. Die „Äckerle“ der Magstadter sind für 30 Euro pro Quadratmeter leicht zu haben. Unter ihnen liegt 50 Meter tief der Muschelkalkfels und im Verein mit willigen Amtsträgern lassen sich darauf 70 Meter Erdreich und Bauschutt auffüllen!

In Magstadt wird echt Schotter gemacht.

29.11.2007